Hermannn Nitsch

Hermann Nitsch, heute 82 Jahre alt, gehört zu den bekanntesten Künstlern der Nachkriegszeit. 
 
Als Nitsch 1962 zusammen mit seinen Künstlerkollegen Mühl, Brus und Schwarzkolger den «Wiener Aktionismus» begründete, legte er den Grundstein für sein späteres Schaffen. Heute umfasst sein Werk neben der Malerei auch die Musik, das Theater und die Zeichnung. Sein von ihm ins Leben gerufene Orgien-Mysterien-Theater holt den Betrachter in den Tiefen seiner selbst ab. Mit allen Sinnen wird die Welt begriffen: Geruch, Tastsinn, Gehör und das Schauen gehen Hand in Hand und Nitsch selber führt bis heute Regie all dieser Sinne. 
 
In der bechter kastowsky galerie sind Malereien ausgestellt, die im letzten Jahr geschaffen wurden. Mit einer Energie verteilt, schüttet und bewegt Nitsch die Farbe auf eine grobe Juteleinwand. Der Malprozess ist sichtbar und tritt unmittelbar in den Fokus des Betrachters. So entstehen in regelrechten Malorgien Arbeiten, die kraftvoll der Farbe und dem Sinnesrausch huldigen. Teils rinnt die Farbe über die Leinwand, lässt den Zufall Regie führen, bevor dann mit einer kraftvollen Geste die darüber liegenden Schichten aufgetragen werden. Nitsch greift wortwörtlich in den Farbkübel und haucht so dem einzelnen Bild Leben ein. 
 
Geprägt vom Philosophen Friedrich Nietzche, der fernöstlichen Philosophie, der Psychoanalyse, dem Geist des Weingottes Dionysos und der tiefen Verwurzelung des christlichen Katholizismus entsteht so ein Oeuvre das nichts weiteres offenbaren will als die Sinnlichkeit. 
 
Anfänglich als Staatsfeind verachtet und später ausgezeichnet durch das Verdienstkreuz Österreichs, gehört Nitsch heute zu den authentischen Personen im Kunstbetrieb. Seine Werke zeugen von einer Kraft und einer Dringlichkeit nach sublimer Bewunderung, wie es seines Gleichen nur mehr in wenigen Bereichen der Kunst gibt. 
 
Anlässlich seines 80igsten Geburtstags widmete die Albertina in Wien Hermann Nitsch eine grosse Retrospektive, sein Museum in Neapel würdigte den Maler und über die ganze Welt verteilt, wurde ihm und seinem Werk Ehre erwiesen. 
 
Dieses Jubiläum hat Nitsch neue Kraft verliehen und es ist ein neuer, grandioser Zyklus entstanden, der durch die Verwendung zarter Pastellfarben eine spannende Richtung einschlägt. Diese kraftvollen Bilder sind es, die ab dem 18. Februar nun in der Poststrasse 48 in Schaan zu sehen sein werden. Direkt aus seinem «Schüttboden», so nennt er sein Atelier in Schloss Prinzendorf, Niederösterreich, wurden die Werke nach Liechtenstein gebracht, um einen neuen Künstler zu zeigen, der auch mit dieser Serie neben der Katharsis stets die Sinnlichkeit an erste Stelle setzt. 
«Kunst ist immer ein Kampf» - der Sieg darüber ist ein fröhliches und helles Alterswerk mit dem Bestreben der Kontemplation, das noch viele Wege aufzeigt. Lässt der Betrachter die Begegnung mit dem Werk zu, entsteht eine eigene Aura, stark und intensiv.