Malerische Flächen, auf der Leinwand übereinander gelegt, Tiefen erzeugend, geometrisch, Seherfahrungen, die gebrochen werden und unter dem Strich einzig REINE MALEREI!
In seinen abstrakten Gemälden lässt Enrico Bach, oftmals in leuchtend intensiver Farbigkeit, Räumlichkeit und Oberfläche geradezu gegeneinander antreten. Streng geometrische Formen und Flächen schieben sich übereinander und deuten die Möglichkeit eines Raumes an, der jedoch geheimnisvoll verborgen bleibt. Der Künstler spielt mit der Illusion eines einheitlichen Bildraumes, den er immer wieder auflöst. Dabei beschäftigen ihn Fragen, wie der bildkonstituierende Auftrag von Farbmaterial auf dem Bildträger organisiert werden kann und welche Kompositionsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, wenn diese nicht durch ein Motiv vorgegeben sind, das es abzubilden gilt. Diese Überlegungen greifen auf eine lange Tradition in der Kunstgeschichte zurück, deren Ursprünge sowohl im Konstruktivismus als auch in der Minimal Art zu verorten sind. Seine meist grossformatigen Arbeiten unterhöhlen den von Clement Greenberg propagierten Begriff der "Flatness" und entwickeln eine Tiefenräumlichkeit ohne das Terrain der Farbflächenmalerei zu verlassen. Genau diese Widersprüche zwischen oberflächlicher Zweidimensionalität und räumlicher Konstruktion, zwischen ungegenständlicher Oberfläche und der gegenständlichen Haptik einer gemalten Materialität machen das künstlerische Werk von Enrico Bach so spannend. Mit einfachstem Formenvokabular und ausgefeilter Technik eröffnet der Künstler dem Betrachter neue Seherfahrungen. (Julia Nebenführ)
Die Malerei von Aurelia Gratzer scheint auf den ersten Blick ein geschlossenes System von Flächen, Linien und Strukturen zu sein, wirkt dicht, kontrastreich, fast industriell. Manchmal blitzt ein Akzent von leuchtender Farbe in die Tiefe, sticht eine metallisch lichte Fläche hervor. Auch feinste Linienkonstrukte erleichtern Flächen, Fluchtpunkte leiten uns perfide in die Irre. Flächen in ihrer Beziehung zueinander könnten Räume sein. Die Betrachtenden aber entwickeln in der Wahrnehmung Bezugspunkte zur Realität, Erinnerungen an Raumkonstellationen, Objekte im Raum. Aber jeder Drang zur Vervollständigung des Angelegten im Kopf der Betrachtenden wird von der Malerin wiederum torpediert, das Kompositionsgefüge, scheinbar so klar, wird verunklärt, um es für die Malerei zu klären, um das Sehen zu leiten, es verharren zu lassen und um der Irritation Raum zu geben. Und plötzlich ist Tiefe da. Die Balance von Erinnerungen an Raum, Architektur und Objekt wird trügerisch gestört. Dies scheint eine Balustrade, hier führt eine Wand nach hinten, ein Geländer, ein Gitter, eine Mauer, was kommt nach vorn, was führt nach hinten, wo bleibt der verbleibende Raum, kann man sich da überhaupt aufhalten – nein, es sind Raumkonstruktionen, keine Räume für Menschen. Denn es ist gar keine Tiefe da. Es ist nur Malerei. (Andreas Hoffer)
Das Ausloten der Gesetzgebung der Malerei allein durch Farbe auf Leinwand, gilt als Triebfeder für Christoph Schirmers Arbeiten. Seine Bilder sind gespickt mit malerischen Gegensätzen: Abstrakt gestische Pinselstriche, die den Autor des Werkes erkennbar machen, werden überdeckt durch exakte graphische Strukturen. Der Marker wird als Malmittel genauso eingesetzt wie Acrylfarbe oder auch Lack. Schirmers Leinwände strahlen durch die bewusste Hervorhebung der unbehandelten Leinwand eine Leichtigkeit aus und bewirken gleichzeitig durch die dicht bearbeiteten Stellen oft das Gegenteil - nämlich eine malerische Schwere. Durch die konsequente Vermeidung eines klar erkennbaren Fixpunktes vibriert das Bild und offenbart durch das unstete Erkunden des Auges dem Betrachter mannigfaltige Deutungen der dargestellten Formen. Das Geflecht von differenzierten oft geometrischen Flächen gibt eine Räumlichkeit vor, die die spontane Geste durch ihre vorgegebene Form zu verankern scheint, um nicht zu sagen sie beschränkt. (Eva-Maria Bechter)